ABHANDLUNG ÜBER DIE ERARBEITUNG DER RECHTSSÄTZE MITTELS DER ANALOGIE/QIYAS AUS AL-MUSTAṢFA MIN’ILM AL-UṢUL VON AL-GHAZZALI

Ghazzali rechtfertigt die Anwendung der Analogie/qiyas für das Islamische Recht. Es ist bemerkenswert, dass er die Analogie, entgegen die Mehrheit der Sunniten, nicht als vierte Rechtsquelle/aṣl einsetzt, sondern vielmehr den Verstand/'aql -in Übereinstimmung mit der Shi'a. Denn richtiger Weise begründet die Analogie kein neues Recht sondern findet allein präexistentes Recht auf. Die bis heute verbreitete Auffassung, dass die Analogie ein irgendwie geartetes Schlussverfahren sei, ist nicht haltbar. Die Analogie ist vielmehr allein ein wichtiger Topos für die interpretative Rechtsanwendung. Und da selbst jedwede Rechtsanwendung kein stringentes Ergebnis zeitigt, besteht in dieser Hinsicht kein Unterschied zur Analogie, die wegen ihres nicht stringenten Ergebnisses umstritten war. Die Gründe für die Ablehnung der Analogie seitens der Shi'a sind ebenfalls nicht mehr schlüssig zumal die Gesetzgebungskompetenz des Imam nicht berührt wird.